Religionstag am Priemberg

 

Seit 2015 hat die Stiftung in der Regel zweimal im Jahr einen Religionstag am Priemberg als geschlossene Veranstaltung mit eingeladenen Multiplikatoren veranstaltet. Diese mussten zunächst corona-bedingt eingestellt werden und finden nach der örtlichen Veränderung der Geschäftsstelle dort nicht mehr statt. Eine Neubelebung der Gespräche ist aber in Planung.

 

1.Religionstag am 1.6.2015: Was bringt das Christentum heute? (Hans Waldenfels): Im ersten Treffen wurde gefragt: Hat das Christentum nicht weithin seine Relevanz verloren? Haben nicht andere Gruppierungen längst die Herrschaft übernommen, wenn es um die öffentliche Meinung, um heutige Richtungsbestimmungen und Orientierungen geht? Der Anzeiger für die Seelsorge hat im Septemberheft 2015 einen Bericht gebracht, der hier abgerufen werden kann.

 

2.Religionstag am 11.12.2015: Die Vielgestaltigkeit des heutigen Islam (Günter Riße):. An diesem Religionstag zeigte Prof. Günter Riße, dass der christlich-islamische Dialog vor allem darunter leidet, dass der Islam vielfach zu undifferenziert und pauschal betrachtet wird mit dem Ergebnis, dass er aufgrund der zahlreichen negativen Erfahrungen mit islamisch motiviertem Terror und entsprechender Gewalttätigkeit Ängste und Feindseligkeiten in der Gesellschaft erzeugt. Nur ein solides und differenziertes Wissen über die verschiedenen Gestalten des Islam in Geschichte und Gegenwart kann Raum schaffen für einen verständigen und friedvollen Umgang und für Korrekturen.

 

3.Religionstag am 4.7.2016: Das christlich-jüdische Gespräch (Paul Petzel): Dr. Paul Petzel, Mitglied im ZdK-Arbeitskreis Juden und Christen. schilderte zunächst sehr konkret Erfahrungen mit Juden im heutigen Alltag und in Gottesdiensten, wie man sie kaum sonst zu hören bekommt. Angesichts der relativ geringen Zahl von Juden, die heute noch in Deutschland leben, kommen viele Deutsche kaum zur persönlichen Begegnung mit jüdischen Mitbürgern. Was Juden wichtig ist, etwa die Bedeutung des 9. Mai als Tag der Befreiung, bleibt vielen unbekannt, wie auch die Übertragung des allgemeinen Begriffs von Religion nicht so selbstverständlich ist, wie es vielfach erscheint. Weiteres Thema waren die theologisch ungeklärten Fragen zwischen Christen und Juden, u.a. die Verwendung des Volk Gottes-Begriffs, nach wie vor die Eigenständigkeit des christlicherseits "Altes Testament" genannten Teils der Bibel, die Rolle Jesu als Juden und seine Bedeutung für das Judentum. Dr. Petzel stellte ein wenig bekanntes Dokument vor, in dem Vertreter des orthodoxen Judentums anlässlich des 50. Jahrestags von "Nostra aetate" am 2. Dezember 2015 ihren Respekt vor dieser Konzilserklärung zum Ausdruck gebracht haben. Schließlich konnte er ein Arbeitsbuch zum Thema Von Abba bis Zorn Gottes vorstellen, das er im Auftrag des genannten Arbeitskreises für die pastorale Arbeit mit namhaften jüdischen und christlichen Autoren erarbeitet hat und das im Patmos-Verlag erschienen ist. Die Stiftung hat die Veröffentlichung durch einen namhaften Druckkostenzuschuss unterstützt.

 

4.Religiosntag am 19.7.17: Vier Optionen zur Leitung der Eucharistiefeier (Hans Waldenfels): Obwohl Joseph Ratzinger schon vor knapp 50 Jahren 1969 eine deutliche Vorschau auf die innerkirchliche Entwicklung bei uns vorgetragen hat und damals bereits von "bewährten Christen" als Vorstehern der Eucharistie gesprochen hat, ist in einer Zeit wachsenden Priestermangels das Themas von den zentraleuropäischen Bischöfen nicht aufgegriffen worden. Innerkirchlich hat sich die Diskussion dadurch verschärft, als viele Frauen nicht mehr verstehen, warum sie vom Priesteramt ausgeschlossen sind. Inzwischen stehen vier mögliche Optionen im Raum. Der Einführungstext wurde veröffentlicht im Anzeiger für die Seelsorge 12/2017, S.28-34: Hans Waldenfels, Zur Leitung der Eucharistiefeier: Vier Optionen, siehe hier.

 

5. Religionstag am 4.12.2017: Auf Jesus schauen - Teresas von Ávila "Lehramt" (Mariano Delgado): Der Fribourger Kirchenhistoriker und einer der profundesten Kenner der spanischen Mystik referierte im Anschluss an sein TOPOS-veröffentlichtes Buch : Das zarte Pfeifen des Hirten. Der mystische Weg der Teresa von Avila (Butzon & Bercker: Kevelaer 2017) über die vom Papst Paul VI. erklärten spanischen Mystikerin. Noch längst nicht sind in der Kirche die möglichen Konsequenzen für die Rolle der Frauen in der Kirche gezogen. Prof. Delgado erläuterte, wie sich in der schwierigen Zeit der Reformation in einem reformierten Frauenorden ein weibliches Lehramt entwickeln konnte, das in unseren Tagen vertiefte Aufmerksamkeit verdient. Seine Einführung findet sich hier.

 

6.Religionstag am 16.7.2018: Die Turbulenzen in der kirchlichen Gegenwart. Beobachtungen aus der Sicht der Theologie (Hans Waldenfels). Das Frühjahr 2018 ist innerkirchlich von einer Reihe von Turbulenzen geprägt. Der Versuch der deutschen Bischofskonferenz, konfessionsverschiedenen Ehepaaren offiziell den Weg zu einem gemeinsamen Kommunionempfang zu öffnen, führte zu einer Rückfrage von mehreren Bischöfen nach Rom, die von dort kommenden verwirrenden Antworten führten nur bedingt zu einer überzeugenden Klärung. Zudem erweiterte sich die Kirchenkritik durch den unguten Umgang mit kirchlichen Finanzen und das auf recht verschiedene Weisen (Hamburg, Eichstätt, Freiburg, Bonn / Köln): In diese und andere Vorgänge (Chile) ist die Person des jetzigen Papstes einbezogen, der einerseits weltweit nach wie vor hohe Erwartungen weckt, zugleich binnenkirchlich aber gleichzeitig Kritik auf sich zieht. Die Einführung ist hier nachzulesen.

 

7.Religionstag am 18.12.2018: Thema des 7. Religionstags war die Entklerikalisierung . Der Referent Dr. Reiner Nieswandt, leitendet Pfarrer in Haan, nennt sie ein „Überlebensprogramm für die Ecclesia Sancta“. Er beschreibt die Klerikalisierung als persönlich Haltung zwischen einzelnen Priestern und sie verehrenden Gläubigen und als Gruppenphänomen innerhalb der Priesterschaft und das dann auf drei Ebenen: als Anteil am kirchlichen Machtgefüge in pastoralen Diensten, in kirchlichen Verwaltungen und auch bei kirchlichen Angestellten und engagierten Laien, die ihre Position ausnutzen. Nieswandt fordert eine Überprüfung der Kommunikation in der Kirche. Hier stellt er fest, dass „der Kampf um die Meinungshoheit unabhängig von der Wahrheitsfrage im Internet ausgefochten wird“. Er tritt für einen „herrschaftsfreien Diskurs“ (J. Habermas) im Geiste Christi ein, der auf Augenhöhe geführt wird- Dabei muss eine neue Sprache gewonnen werden, die von Wahrheit und Wahrhaftigkeit geprägt ist. In den Gemeinden muss eine Kultur der Echtheit und Gastfreundschaft herrschen.(Der Vortrag wurde veröffentlicht im Pastoralblatt für die Diözesen Aachen, Berlin, Hildesheim, Köln und Osnabrück 71. Jg. (Januar 2019)1115; vgl. hier nachzulesen.)

 

8. RelIgionstag am Priemberg am 20.5.2019: Prof. Klaus Vellguth referierte zum Thema Mission Manifest - Zwischen Provokation und Banalität. Im ersten Teil stellte er die zentralen Thesen des 2018 erschienenen Buches vor, das einer privaten Initiative von Christen entsprang und für eine entschiedene Neuevangelisierung eintritt.. Im zweiten Teil ging es um die Reaktionen, die das Manifest ausgelöst hat. Zwar hat auch eine Reihe von Bischöfen das Manifest unterschrieben, doch gibt es auch starke Kritik aus der Theologie. So fehlt die Berücksichtigung des diakonischen Aspekts. Es ist zu viel von Erweckung und Wundern, zu wenig von sozialem und politischem Engagement die Rede. Skeptisch gesehen wird der stark pentekostal-evangelikal-charismatische Charakter des Manifests. In all dem erweist es sich als starke Provokation der ,hauptamtlich und theologisch Tätigen. Vellguth .formuliert abschließend im dritten Teil je fünf Desiderate an die Initiatoren des Manifeste und an seine.Leser.. Von den Initiatoren des Manifests wünscht er sich, 1. dass sie sich innerkirchlich nicht abgrenzen,, 2. dass sie die Theologie nicht ausgrenzen , 3. dass sie nach wie vor andere Religionen und die sogenannte "Welt" wertschätzen, 4. dass sie bei aller notwendigen sprachlichen Reduktion die Komplexität der Realität wahrnehmen, 5. dass sie ihr Anderssein nicht zu selbstbewusst zur Schau tragen. Den Lesern des Manifests rät er, 1. auf die tiefe Verankerung dass neuen Stils in der Spiritualität zu achten, 2. dass sie nicht jede weniger gelungen Formulierung auf die Goldwaage legen, 3. zu beachten, dass es im Manifest nicht um theologische Reflexion, sondern um Glaubenserfahrung geht, 4. die Herausforderungen einer missionarischen Dynamik im Sinne von Papst Franziskus zu durchdenken und anzunehmen, 5. selbst demütiger in den Diskurs einzutreten. Auf jeden Fall gilt: Wir müssen reden. Der volle Text des Vortrags kann hier nachgelesen werden.

 

 

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